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M3.N2 – Story: Die Glorreichen Sieben

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M3.N2 – Die Glorreichen Sieben

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Mallory und Jesse hatten die fünf anderen eine Stunde vor Morgengrauen getroffen. Fast wäre es wieder zu einem tödlichen Unfall gekommen, da so Mallory unter Druck war dass er sich nicht mehr an die Parole erinnern konnte. „Daiquiri !“ schall es ihnen entgegen. „Cai … Cai … Caipirinha !“ schrie Mallory hektisch zurück. „Nein warte, Mo… Mo…jito !“ Aus dem Dunkel flog ihm eine brennendhelle Plasmakugel entgegen, verfehlte ihn nur um eine Handbreit und zerfetzte eine Stahlsäule hinter ihm. Mallory sprang hektisch in Deckung. Funken und metallische Splitter regneten um ihn herum. Von der zerstörten Säule stob Staub und Rauch auf und vernebelte die Sicht. Die Parole war irgendwas mit Alkohol gewesen, aber Mallory war von dem acheronischen Kaffee so schlecht gewesen dass er nicht richtig zugehört hatte. „Pina Colada ! Vodka Martini !“ schrie er von hinter dem Steinblock, seine Waffe fest umklammert. Irgendwie sowas. Als Antwort zischte ein Laserschuss über sie hinweg. „Cosmopolitan !“ versuchte er es. „Sex on the Beach ! Mai Tai !“ „Was jetzt ?“ schallte es zurück, mehr verwirrt als feindselig. „Batida !“ rief Jesse Bluestar hinter ihm. Der junge Corporal hatte sein Augenlicht zurück erlangt und wich Mallory nicht mehr von der Seite. Er hörte wie die Waffen auf der anderen Seite heruntergenommen wurden. „Wer ist da ?“ „Major Jonah Mallory, 66te Acheron Airborne !“ „Sir ?“ „Branco ? Sind Sie das ?“ „Sir !“

 

Eine Stunde später sass die Gruppe in einem tropfenden Unterstand zusammen und schaufelte die verbliebenen Rationen in sich hinein. Regen sammelte sich in Pfützen auf dem Beton. Es war kalt. Feuer wagten sie nicht anzumachen, da sie befürchteten dass Patrouillen Licht und den Rauch sehen könnte. Mallory Blick schweifte über die anderen in der Runde. Mit ihm zusammen waren sie sieben. Sieben Männer, sieben Überlebende. Captain Lee Broderick, ein Mann mit etwas rundlichem Gesicht in stets tadeloser Uniform, Leibwächter und Adjutant von Vice Admiral Stephens. Er war vor seinem Militärdienst Journalist gewesen und wurde deswegen von Stephens dazu abgestellt Propagandaphotos von ihm zu schiessen. Sergeant Major Johnny ‚Brunson‘ Branco, ein Hüne mit riesigen Händen, Veteran von neun Combat Tours, war der ranghöchste Unteroffizier des Bataillons und offiziell Mallory Adjutant, aber inoffiziell traf er die meisten der taktischen Entscheidungen. Britt Savage, hager und wortkarg, Träger des Scarlet Wing Ordens , war der Messerspezialist und Nahkämpfer. Mallory hatte gesehen wie er aus dreissig Meter Entfernung sein Kampfmesser in einen Balken geworfen hatte. Randy Striker, Fitness Champion der 66ten und Träger des Sprungabzeichens in Platin, war der Scout der Gruppe. Buster Colt, Scharfschütze, Plasmaspezialist und stolzer Eigentümer von vierzehn Kerben an seinem Gürtel war ihr designierte Marksman. Und dann waren da noch Major Jonah Mallory, Träger des Sanguinius Ordens und des dreifachen Totenkopfes und Corporal Jesse Bluestar, der jüngste der Gruppe.

 

Eine kurze Lagebesprechung hatte ergeben dass sie etwa siebzig Kilometer von Kustars Frontlinie entfernt waren. Der Himmel über Ihnen war von einem Void Shield der Monoloi bedeckt und schützte sie somit vor Bombardierung aus dem All. Von Zeit zur Zeit hörten sie allerdings die Einschläge von Basilisk-Granaten als Kustars Artilleri ihr Glück probierte. Über Nacht hatten die Menturi auch mindestens drei Manticore Panzer mit Boden Luft Raketen in den Sektor reingerollt. An einen Airlift war also nicht zu denken, selbst wenn sie irgendwie Funkkontakt zum HQ herstellen konnten. Sergeant Branco schätzte dass es zwei harte Nachtmärsche dauern würde ihre Linien wieder zu erreichen. Mallory, der nicht sonderlich gut zu Fuss war, hielt das für recht optimistisch. Selbst wenn sie es zurückschafften war das Hauptproblem nicht von ihren eigenen Leuten erschossen zu werden. Sie beschlossen den Tag über in dem Unterstand auszuharren und bei Einbruch der Dunkelheit loszumarschieren.

 

Jesse untersuchte Mallorys, der sein Hemd ausgezogen hatte. Auf seiner schmächtigen Brust war ein riesiger blauer Fleck zu erkennen, der sich langsam lila verfärbte. „Aua.“ „Stillhalten, Sir. In den nächsten Tagen nicht belasten. Ich trage Ihr Gepäck für Sie.“ Jesse folgte Mallory überall hin, immer bereit ihm über schwieriges Gelände zu helfen, ihm eine Wasserflasche zu reichen oder seine Zigaretten anzuzünden. Britt hatte seinen Helm ins Gesicht gezogen und schärfte sein Kampfmesser während Branco die Ausrüstung inspizierte. Vom Schlachtfeld hatten sie eine grosse Anzahl von Waffen erbeutet. Mallory sah Granatwerfer und Plasmagewehre. „Sind die nicht zu schwer für einen Gewaltmarsch?“ fragte Mallory. „Wenn wir auf die Salzkrieger treffen, brauchen wir Feuerkraft“ meinte Sergeant Branco. „Sollten wir idealerweise überhaupt nicht auf jemanden treffen ?“ „Ja, Sir. Idealerweise.“

 

Die Geschäftigkeit im Unterstand wurde von einem plötzlichen elektronischem Zwitschern unterbrochen. Captain Broderick sah auf. Mallory sah Schock auf seinem rundlichen Gesicht. Hektisch wühlte der Offizier in seinem Rucksack, riss Feldhemd und schepperndes Besteck heraus um dann von unten ein altes Tablet hervorzukamen. Fast panisch tippte er darauf herum. Die Gruppe war alamiert. Johnny , Buster und Randy waren aufgestanden und blickten nervös umher, fingerten an ihren Waffen. Nur Britt blieb liegen. „Was ist los ?“ fragte Jesse. „Mein E-Diary hat sich aktiviert.“ „Ah ja ? Was sagt es ?“ „Dass ich die Unkostenabrechnung für Admiral Stephens Privatflug und Hotel vergessen habe. Ausserdem hat er diesen Morgen einen Termin für Augenbrauen und Maniküre.“ Die Soldaten der Airborne machten geringschätzige Gesten und setzten sich wieder. Britt spuckte aus. „Ich glaube der fällt aus“. Broderick schüttelte den Kopf. „Nein, ihr versteht nicht !“ rief er wobei seine Unterlippe zitterte „mein E-Diary ist über ein Mikrofrequenzband mit dem von Admiral Stephens verbunden ! Das Band hat aber eine Reichweite von allerhöchstens zweihundert Metern. Das heisst …“ „…das Admiral Stephens in unmittelbarer Nähe ist ! “ beendete Jesse den Satz. Mallory blickte hoch. Jetzt waren die Soldaten der Airborne doch wieder auf den Beinen. „Richtung und Stärke des Signals ?“ fragte Striker.
“Zwei Balken. Aus Richtung dieser Strasse da.“ „Sie müssen uns gerade passiert haben.“ „Bluestar, Striker. Lage auskundschaften“ sagte Sergeant Branco. „Jawohl.“

 

Jesse und Randy lagen im Fenster eines zerbombten Wohngebäudes und beobachteten. Es hatte ein paar Minuten gedauert diese Position über das zerstörte Treppenhaus zu erreichen. Jetzt scannte Jesse die Umgebung mit seinem Lasergewehr während Randy durch sein Fernglas observierte. Eine kleine Gruppe von Salzkriegern sass in einer nur mit Kerzenlicht beleuchteten Ruine im Kreis. Im hinteren Teil der einstöckigen Ruine war ein einzelner etwas älterer Mann über ein Funkgerät gebeugt. Er hörte methodisch die Frequenzen ab und gab die Nachrichten an einen schlanken Turbanträger mit einem roten Energieschwert weiter. Randy fokussierte auf diesen, bevor sein Blick langsam über die Gruppe glitt. “Blue, was hältst Du eigentlich von Mallory ?“ flüsterte er, während er die Salzkrieger und deren Bewaffnung in Augenschein nahm. „Der Major ? Er ist ein grosser Mann.“ „Ich weiss nicht, ich glaube er hat nicht ganz alle Tassen im Schrank. Ich hab gehört wie er mit sich selbst geredet hat.“ „Das ist seine Art zu planen. Er versucht alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Keiner von uns kann mit ihm mithalten. Major Mallory plant immer sieben Züge voraus.“ „Bist Du Dir sicher ? Sergeant Tarquin sagte dass er beim Abflug schon damit überfordert war seinen Grav Chute einzustellen. Und hast Du gesehen wie mies er in Form ist ? Es sieht aus wie jemand der gerade aus einer Entzugsanstalt kommt.“ „Er mag zwar nach nicht viel aussehen, aber es ist ein Fakt dass der Major alleine drei Männer im Nahkampf geköpft hat.“ “Ich weiss nicht, Blue, Tarquin hat gesagt dass Mallory eigentlich nur über sein Schwert gestolpert ist.“ „Und wo ist Sergeant Tarquin jetzt ?“ „Ist von ´nem Ogryn totgeschlagen worden.“ Stille. Nur ein fast unhörbares Klicken war zu vernehmen als die beiden die optischen Instrumente einklappten. „Nun. Da halt´ ich mich lieber an den Major. Haben wir alles ?“ „Ja. Rückzug !“

 

Die beiden Scouts waren nach weiteren fünf Minuten zurück im Lager. „Ok. Es sind zehn Mann, einschliesslich eines Bullgryns in voller Kampfmontur. Der Anführer ist Commander Sindar, derselbe der den Datenkern entwendet hat. Er fuchtelt ziemlich viel mit seinem Energieschwert rum und hält lange Reden.“ „Irgendwelche Spuren vom Datenkern ?“ „Nein, Sir. Vermutlich schon abtransportiert.“ „Bewaffnung ?“ „Lasergewehre grösstenteils, ein Flammenwerfer und Granatwerfer.“ „Und der Admiral ?“ „Ist im mittleren Gebäude, erscheint unverletzt. Er scheint sich fortwährend zu beschweren. “ Branco nickte. Sie hatten ihren Mann gefunden. Alle schwiegen. Mallory sah dass sechs Augenpaare auf ihn gerichtet waren. „Warum schaut ihr mich alle so an ?“ „Sie sind der kommandierende Offizier, Sir.“ „Ah ja ?“ Auch das noch. Es lief gerade so gut und dann musste Admiral Stephens auftauchen und wieder alles ruinieren. Es musste wohl sowas wie ein militärisches Naturgesetz sein dass Vorgesetzte immer genau da waren wo man sie am wenigsten gebrauchen konnte. Aber nicht mit ihm ! Oh nein. Nein danke, Admiral ! Nie und nimmer würde er sein Leben nochmal für diesen Lackaffen riskieren ! Diese Situation hatte sich Stephens selbst zuzuschreiben ! Hatte er ihm nicht gesagt: evakuieren und zwar sofort, prontissimo, Sir ?!

 

Mallory hatte sich gerade innerlich in Rage geredet als er Jesses himmelblaue Augen auf ihm ruhen sah. Der junge Soldat mit dem Engelsgesicht sah ihn mit einem Ausdruck absoluter Bewunderung und Gottvertrauen an. Sir, wir würden Helden sein … Sir, wir würden unsterblich werden … Mallory wand sich unter dem Blick. Er hatte mal einen Hund mit einem solchen Blick gehabt. Eine arkadische Bulldogge names Raffles. Mallory hatte im nichts abschlagen können und hatte sogar extra Rationen aus der Messe für ihn gestohlen, bis der Hund schliesslich an Fettleibigkeit verendet war. Das konnte nur ein Desaster werden. Mallory blickte in die Runde der Gesichter. Er sah keine Angst. Nur Spannung, Zuversicht und Entschlossenheit. Eine unverbrüchliche Entschlossenheit die Ehre der Airborne wiederherzustellen. Mallory merkte dass hier kein Reden etwas helfen würde. Er stand auf verlorenem Posten. „Nagut…“ sagte er „aber damit eins klar ist: Keine Heldentaten !“

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