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M2.N3 – Story: Bodie

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M2.N3 – Bodie

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Mallory war schlecht. Er hielt sich mit schwachen Händen an den Stahlgriffen fest als er unter sich den Boden schwanken und die Valkyrie abheben sah. Der Lärm war markdurchdringend. Die von Flutscheinwerfern erhellte Basis wurde unter ihm kleiner. „Das wichtigste beim Kartenspiel ist immer das Pokerface zu bewahren“ sagte jemand plötzlich neben ihm. Mallory schrak auf. Sein verschwommener Blick sah nur undeutlich. Nur langsam klärte er sich auf. Es war Bodie, sein bester Freund aus Rekrutentagen ! Der junge Adlige war immer noch um die zwanzig, blond, mit athletischer Statur und bestechenden Lächeln und hockte in der Stellung eines Ball Catchers vor dem in der Ecke liegenden ächzenden Mallory. „Oh Mann. Was zum Teufel machst Du denn hier ?“ rief dieser. „Was ist denn das für eine Begrüßung? Ich gucke wie’s Dir so geht, Mallory.“ „Aber Du bist seit zwanzig Jahren tot !“ „Ja, das hilft definitiv meine schlanke Linie zu bewahren. Auch der bleiche Teint steht mir auch ganz gut. Du hingegen bist ein bisschen untersetzt und rosa geworden, mein Lieber.“ „Warum tauchst Du hier jetzt auf ? Oh beim Goldenen Thron , auch das noch. Jetzt werde ich von Geistern heimgesucht !“
„Das ist ja nun nicht gerade höflich mein Lieber, ich bin kein Geist. Ich bin eine Projektion.“ „Verschwinde ! Du bist nicht echt ! Siehst Du nicht dass ich hier gerade beschäftigt bin ?“ „Damit Deinen Mageninhalt zu verteilen ? Ich bin genauso echt wie Du, und da ich schonmal hier bin können wir auch einen kleinen Spazierflug machen und ein wenig quatschen.“ „Oh oh oh. Spazierflug …Spazierflug sagst Du ! Himmelfahrtskommando trifft es wohl eher.“ „Naja, irgendwann müssen wir alle sterben. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“ „Ah, ah, ah.“ jammerte Mallory. „Mir ist schlecht …“ Bodie wippte einfach nur von den Zehenballen auf die Hacken und sah Mallory mitleidig an.
„Geh weg !“ rief dieser „Du bist nur in meinem Kopf ! Eine Halluzination !“ „Ja und wenn schon, es scheint mir dass Du momentan nicht so wählerisch bei der Hilfe sein kannst.“ „Hilfe ? Was zur Hölle willst Du von mir, Du bleiches Hirngespinst aus der Unterwelt ? Und warum suchst Du mich jetzt heim ?“ „Das ist keine Heimsuchung , sondern eine kameradschaftliche Hilfestellung. Kannst Dich später bei mir bedanken. Oder willst Du so enden wie ich ? Hmpf.“ „Achja, und was will mir ein Toter bitte beibringen können ? Ich hab Dir damals gesagt, sei vorsichtig, das Gelände ist vermint ! Aber wer wollte unbedingt zurück ins Lager um die Feier nicht zu verpassen ? Siehst Du? Das hast Du jetzt davon.“ „Nana, jetzt sei nicht so überheblich, nur weil Du zwanzig Jahre länger auf dem Buckel hast. Das war eine winzige Fehlkalkulation, und ist schon zwanzig Jahre her !“ „Jaja, ein winziger Fehltritt ! Das reicht manchmal ! Wir leben im einundvierzigsten Jahrtausend, Bodie ! Die Toleranz für Fehltritte ist ziemlich gering !“ „Also wirklich, Mallory, willst Du jetzt mich belehren ? Ich hatte in allen Übungen die Bestnote, während Du immer nur gerade so durch die Offiziersprüfung geschrammt bist und auch nur weil ich Dich habe abschreiben lassen. Überhaupt war ich mit meinen neunzehn schon weiser als Du mit Deinen dreiundvierzig heute!“ „Hat Dir echt viel gebracht, Dein Strebertum ! Und wenn Du mich nicht hättest abschreiben lassen dann wäre ich jetzt nicht hier! Schöne Hilfe!“
„Du hättest mich damals auch zurückziehen können. Dann wär ich auch nicht auf die Mine getreten.“ „Glaub ja nicht dass Du mir jetzt Schuldgefühle einreden kannst ! Ich sitze hier selbst in der Tinte und kann mir nicht auch noch die Probleme von irgendwelchen Geistern aufhalsen. “ Mallory hielt sich die Ohren zu aber die Stimme von Bodie klang klar und deutlich durch. „Wie gesagt, ich bin kein Geist, sondern eine Projektion. Ich bin in deinem Kopf. In unserem Kopf vielmehr. Und da das jetzt unser gemeinsamer Kopf ist habe ich ein berechtigtes Interesse auf ihn aufzupassen.“ „Ah ja ? Auf meinen Kopf aufpassen ? Und wie das bitte ??“ „Na in dem ich Dir das Kartenspiel beibringe.“ „Was ??“ „Ja genau. Ich werd Dir beibringen wie man gewinnt auch wenn man ein schlechtes Blatt hat.“

Mallorys Blick war immer noch verschwommen aber langsam verschwand der Knoten im Magen. Er wurde eines Summens um ihn gewahr, das immer lauter wurde. Durch den Lärm hörte Mallory eine Stimme. „Major, wir sind fast über der Absprungzone.“ Mallory erwachte aus seinem Tagtraum. Die Gestalt Bodies verschwand und machten Platz für den grauen Stahl des Transportraums der Valkyrie. Der Innenraum war fast vollständig verdunkelt, nur einzelne kleine Lichter von LED Anzeigen auf Waffen, Digitaluhren und Navigationsinstrumenten erleuchteten die grimmigen Gesichter der Kommandosoldaten in ihrem Sprunggeschirr. Die meisten der Scions schienen sich innerlich auf das bevorstehende Gefecht vorzubereiten, starrten mit stoischem Blick vor sich hin oder kauten Kaugummi, nur der Sprungmeister, Sergeant Tarquin, warf Mallory einen langen prüfenden Blick zu. Ok Ok, Regel eins: Pokerface bewahren… Oh beim Goldenen Thron, wie bin ich nur in diese Situation gekommen ? Mallory legte sich etwas befangen zurück und kramte in seinem Rucksack. Er nahm seine abgegriffene Ausgabe des Imperialen Haus & Garten Magazins zur Hand und schlug den Artikel über die Petunienkörbe auf. Ok, ok, dachte er. Ihm ging es etwas besser. Endlich ging die Übelkeit zurück und er konnte wieder anfangen klar zu denken. Das Ganze war vielleicht gar nicht so schlimm, vielleicht war er über das Ärgste schon hinweg. Jetzt nur nur still sitzen bleiben und bloß keine unerwarteten Bewegungen …

Der Motor der Valkyrie machte plötzlich ein fallendes Geräusch, so als ob Energie urplötzlich gedrosselt wurde. Der gesamte Innenraum senkte sich ab. „Starke Feindkräfte am Boden. Halten Sie sich fest, wir gehen über einen Combat Drop rein !“ Die Maschine ging in einen Sturzflug. Der Winkel steigerte sich stetig bis er siebzig Grad erreichte. Mallory hielt wurde bleich, ihm wurde wieder flau im Magen als die Valkyrie in den freien Fall überging. Alles um ihn herum zitterte. Mallory war sich nicht sicher ob er sich übergeben oder schreien sollte. Das war eine ganz neue Qualität der Übelkeit, die die vorherige überstrahlte wie ein Flakscheinwerfer eine Teekerze. Er sah nur halb bewusst wie sie sich Tueren der Maschine öffneten. Mallory schaute auf die Dunkelheit und den Nebel des kreischenden Nachthimmel außerhalb der Sprungtüren. Flares schossen aus den Seiten, Spuren hellen Phosphors welche in langen Bahnen draußen in die Dunkelheit stieben.
Mallory hatte ein unwirkliches Gefühl. „Zweihundert …“ Die Sprunganzeige schaltete von Rot auf Gruen. „Hundertfünfzig..“ Ein Summen ertönte als die Grav Chutes sich automatisch aktivierten. „Hundert …“ Mit einem hydraulischen Geräusch wurden die Trooper direkt an der Luke in Position gehievt. Mallory fühlte wie er vom Platz gerissen und nach vorne bewegt wurde. „Fünfundsiebzig … fünfzig …vierzig, dreißig …“ Er war erstarrt vor Angst. Mechanisch entsicherte er seine Plasmapistole die ein sirrendes Geräusch von sich gab. Mallory fühlte wie die Metallteile unter dem Thermoplastik der Waffe langsam warm wurden. Er hörte ein Zischen und Fauchen gefolgt von Explosionen als die Raketen an den Tragflächen der Valkyrie auf Bodenziele abgefeuert wurden. Alles um ihn herum bebte und zitterte. Die Trooper starrten ihn an. „Major ?!“ Mallorys Mund war vollkommen trocken. Er blickte starr wie ein Reh in die auf ihn hereinbrechenden Lichter der Flares und des feindlichen Abwehrfeuer. Dann kam eine Reihe Laute aus seiner Kehle deren Sinn er selbst kaum verstand: „Sprung ! Go ! Go ! Go !“

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